WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Seltsame Träume. Trübe Stimmung. Werkzeuge fürs Auto. Messer-Schere-Upgrade. Bin ich ungepflegt? Nicht allein reisen?
22. November 2024.
Als ich aufgewacht bin, habe ich mich irgendwie leer gefühlt und Jule vermisst. Ich habe seltsame Dinge durcheinander geträumt. Krieg, wo ich drei Freunde verloren habe, weil sie mutig zu weit an der Front waren. Jule im Unihörsaal, die nichts mehr mit mir zu tun haben wollte und mich das im Traum sehr traurig gemacht hat.
Ein anderer Traum: Ich bin in die Schule gegangen und weil ich den Klassenraum nicht finden konnte, habe die Schule einfach abgebrochen. Ich habe sie vor kurzem angefangen. Im Traum hatte ich leicht Angst von Mamas und Jules Reaktion darauf. Nach dem Abbruch habe ich irgendwelche Gegenstände und Kleidung im Klo weggespült. Ein Kleidungsstück ist hängengeblieben, ich musste es wieder rausziehen.
Dann hatte ich noch einen Horrortraum, wo ein "Horrorwesen" in einem verlassenen Haus zwei Menschen gefesselt hat und einen bei lebendigem Leibe gegessen hat. Als sie mich gesehen hat, war der Traum vorbei.
Ich weiß woher die innere Leere kommt und sie ist bei weitem nicht so schlimm wie im Jahr 2019. Es ist das Fehlen von sozialen Kontakten in dieser Woche. Ich war zu viel allein. Das kann ich nicht so gut verkraften. Ich brauche Menschen um mich herum, deshalb gehe ich gern in Cafés. Ich muss nicht unbedingt mit ihnen interagieren, für mich reicht es das menschliche Gemurmel zu hören oder jemanden neben mir sitzen zu haben.
Der zweite Faktor ist: Bis spät in die Nacht am Laptop sitzen und dadurch am nächsten Tag spät aufwachen. Das tut mir gar nicht gut. Ich merke den Unterschied zum Früh-ins-Bett-Gehen.
Und der dritte Faktor könnte auch sein, allerdings eher marginal: Kauf von neuen Besitztümern, vor allem das Auto und das Autozubehör. Ich bin eher der Meinung wie die von Jesus, der sagt: "Wenn dir jemand den Mantel wegnimmt, dann gib ihm noch das Hemd dazu.". Wenn ich neue Dinge beschaffe, merke ich sehr subtil, wie das Gefühl der Freiheit verschwindet.
Nach dem Aufessen der gestrigen Reis-Möhren-Suppe und einem Tee auf dem Balkon, bin ich mit dem Auto nach Hildesheim gefahren.
Das war keine gute Fahrt. Ich habe mich von den ungeduldigen Fahrern hinter mir mich hetzen lassen. Ruckeln beim Anfahren an der Ampel gehabt und erster Gang ging schlecht rein (muss schauen warum). Runterschalten kann ich auch noch nicht so gut. Immerhin habe ich einen Parkplatz bei mir vor der Wohnung bekommen.
Ich bin in die Wohnung rein.
Ach je, es fühlt sich komisch an, dass ich diese schöne Wohnung nicht mehr haben werde. Ich habe ein bisschen Schiss vor dem, was kommt. Es war ein sehr gewagter Schritt von mir die Wohnung zu kündigen. Ich werde sie sicher vermissen.
Nachdem ich ein paar Sachen ins Auto gebracht habe, bin ich ins Café geschlendert. Bin wieder umgekehrt, weil ich vergessen habe, den Rucksack mitzunehmen. Nach einigen Schritten merke ich, dass ich den Rucksack nicht vergessen habe. Der war auf auf dem Rücken. Er ist nur im Vergleich zum alten Fucksack so leicht und kleiner, dass ich den kaum merke. Was für ein krasser Unterschied!
Im Café habe ich den leckersten belegten Buttercroissaint der Welt gegessen. Julia wollte grad nicht mit mir treffen, daher habe ich Tagebuch geschrieben. Mit der Powerbank war es kein Problem, dass das Handy fast leer war. Die Powerbank ist schon echt praktisch, wenn gerade keine Steckdose da ist.
Ich trinke Kaffee und denke mir, wie schön es wäre, wenn ich noch jemanden hätte, wenn ich im Auto lebe und irgendwann mit dem Auto durch die Welt fahre. Zu Zweit zu reisen und Abenteuer zu erleben, ist sicherlich schöner als das allein zu machen. Julia wird es sicher nicht mit mir machen wollen. Sie ist an ihren Alltag gebunden. Doch wer ist so frei wie ich und würde ein "JA" sagen, "ICH LASSE ALLES LIEGEN UND KOMME MIT DIR MIT, EGAL, WO DU HINGEHST".
Nach dem Café habe ich im neu eröffneten TEDi vorbeigeschaut. Dort habe ich einen Verbandskasten und eine Warnweste fürs Auto besorgt, weil sie gesetzlich vorgeschrieben sind. Und ich habe auch einige Werkzeuge fürs Auto gekauft, damit ich das Auto, soweit es geht, selbst reparieren kann, wie zum Beispiel die Lampen.
Übrigens: Dass das Bremslicht und die Kennzeichenbeleuchtung nicht funktionieren, muss nicht unbedingt an der kaputten Lampe liegen, dahinter könnte auch eine durchgebrannte Sicherung sein. Bei Problemen mit Elektrik am Auto, habe ich gelernt, sollte ich immer als erstes den Sicherungskasten prüfen.
Nach den Einkauf habe ich mich auf die Rückbank ins Auto gesetzt und die Atmposphäre auf mich wirken lassen. Ich habe mir vorgestellt, wie ich hier schlafen werde.
Ich habe ein leichteres, kompakteres Messer gekauft, das Schere und Messer kombiniert. Damit habe ich zwei Gegenstände in der Beintasche in einen Gegenstand zusammengefasst. Das neue Messer mit Schere wiegt 80 Gramm, im Gegensatz zum vorherigen Messer und der Schere, die zusammen 126 Gramm wiegen. Eine Gewichtsersparnis von 37%!
Ich habe der Mutti erzählt, dass ich ein Auto gekauft habe. Sie hat sich sehr darüber gefreut. Doch dann... habe ich gesagt, dass ich die Wohnung gekündigt habe. Da war sie nicht sehr begeistert. Aber zum Glück ist sie nicht ausgerastet.
Julia hat mich angerufen. Sie findet es nicht gut, dass ich so ungepflegt aussehe. Die Haare sehen fettig aus und der Bart wächst durcheinander. Sie will, dass ich erst zum Friseur gehe oder einen Kopftuch trage, bevor sie sich wieder mit mir trifft. Meine Mutter ist der gleichen Meinung. Ich habe Julia vorgeschlagen, die Haare und den Bart zu kämmen, aber zum Friseur oder Haare waschen will ich nicht. Ich will nicht wieder juckenden, schuppigen Kopf haben. Die Kopfhaut hat sich noch nie so gut angefühlt wie jetzt. Wer meinen Weg mit mir gehen will, geht ihn, und wer das nicht will, kann auch anderen Weg gehen. Aber mich für andere - gegen meinen Willen - verändern, das werde ich nicht tun. Das habe ich schon zu oft getan. In diesem Sinne: Urmensch-Style for the win! Bis morgen! So sehen die Haare aus, wenn ich sie nach hinten gekämmt habe.
Ich bin heute dankbar:
- Dafür, dass ich den leckersten belegten Buttercroissaint mit Knoblauch gegessen habe.
- Dafür, dass ich die Bestätigung zur Wohnungskündigung bekommen habe.
- Dafür, dass ich einen Parkplatz bekommen habe.